Johannes 1

Einleitung

Die gute Botschaft von Jesus, dem Gottessohn


Wenn die Nachrichten der Alten Kirche richtig sind, schrieb der Apostel Johannes um das Jahr 85 n.Chr. das letzte der vier Evangelien, vermutlich in der Großstadt Ephesus. Der Geist Gottes machte ihm dabei deutlich, keinen Lebensabriss von Jesus Christus zu zeichnen, sondern die drei Evangelien, die schon seit Jahrzehnten in Umlauf waren, zu ergänzen. In einer Zeit, in der die Gemeinde durch falsche Heilsangebote und Verfolgung gefährdet war, zielte das Johannes-Evangelium darauf ab, den Glauben zu erwecken und zu erhalten.



Johannes ergänzt in seinem "geistlichen Evangelium" die Berichte der anderen Evangelisten und zeigt Jesus als den Sohn Gottes, der aus der Ewigkeit zu den Menschen kam.

Das Wort des Lebens

 1  Im Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott, ja das Wort war Gott  2  Von Anfang an war es bei Gott  3  Alles ist dadurch entstanden. Ohne das Wort entstand nichts von dem, was besteht  4  In ihm war Leben, und dieses Leben war Licht für die Menschen  5  Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst  6  Da trat ein Mensch auf. Er war von Gott gesandt und hieß Johannes  7  Er kam, um als Zeuge auf das Licht hinzuweisen. Alle sollten durch ihn daran glauben  8  Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur darauf hinweisen  9  Der, auf den er hinwies, war das wahre Licht, das in die Welt kommen und jeden Menschen erleuchten sollte  10  Der kam in die Welt, die ja durch ihn entstand, doch die Menschen erkannten ihn nicht  11  Er kam in sein Eigentum, aber sein eigenes Volk nahm ihn nicht an  12  Doch allen, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden  13  Sie wurden das nicht aufgrund natürlicher Abstammung, durch menschliches Wollen oder den Entschluss eines Mannes, sondern durch eine Geburt aus Gott  14  Er, das Wort, wurde Mensch und wohnte unter uns. Und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit wie sie nur der Eine und Einzige vom Vater hat, erfüllt mit Gnade und Wahrheit  15  Johannes trat als Zeuge für ihn auf. "Der ist es!", rief er. "Von ihm habe ich gesagt: 'Nach mir kommt einer, der weit über mir steht, denn er war schon immer vor mir da.'" [15]  16  Und aus seinem Überfluss haben wir alle empfangen, und zwar eine Gnade anstelle von Gnade. [16]  17  Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, aber durch Jesus Christus kamen Gnade und Wahrheit in die Welt  18  Niemand hat Gott jemals gesehen. Nur der Eine und Einzige, der an der Seite des Vaters selbst Gott ist, hat ihn uns bekannt gemacht

Johannes der Täufer

 19  Folgende Begebenheit macht klar, wie Johannes auf ihn hinwies: Die Juden von Jerusalem hatten Priester und Leviten zu ihm geschickt, die ihn fragen sollten, wer er sei  20  "Ich bin nicht der Messias", machte er ihnen eindeutig klar  21  "Wer dann?", fragten sie weiter. "Bist du Elija?" – "Nein, der bin ich auch nicht", erwiderte er. "Bist du der Prophet?" – "Nein!"  22  "Dann sag uns doch, wer du bist", entgegneten sie, "wir müssen ja denen, die uns geschickt haben, eine Antwort bringen. Was sagst du über dich selbst?"  23  Johannes antwortete mit den Worten des Propheten Jesaja: "Ich bin eine Stimme, die in der Wüste ruft: 'Ebnet den Weg für den Herrn!'" [23]  24  Unter den Abgesandten waren auch einige Pharisäer [24] ,  25  die jetzt weiterfragten: "Wenn du weder der Messias bist noch Elija und auch nicht der Prophet, weshalb taufst du dann?"  26  "Ich taufe mit Wasser", entgegnete Johannes, "aber mitten unter euch steht jemand, den ihr nicht kennt  27  Es ist der, der nach mir kommt. Ich bin nicht einmal würdig, ihm die Riemen seiner Sandalen zu lösen."  28  Das spielte sich in Betanien [28] ab, einem Dorf auf der anderen Seite des Jordan [28] , wo Johannes taufte  29  Am nächsten Tag sah Johannes Jesus auf sich zukommen und sagte: "Seht, das ist das Opferlamm Gottes, das die Sünde der Welt auf sich nimmt  30  Ihn meinte ich, als ich sagte: 'Nach mir kommt einer, der weit über mir steht, denn er war schon lange vor mir da.'  31  Auch ich kannte ihn nicht. Aber gerade deshalb bin ich gekommen und taufe mit Wasser, damit Israel erkennt, wer er ist."  32  Dann machte Johannes diese Aussage: "Ich sah den Geist Gottes wie eine Taube vom Himmel herabschweben und auf ihm bleiben  33  Ich hätte nicht gewusst, wer es war, aber der, der mir den Auftrag gab, mit Wasser zu taufen, hatte mir gesagt: 'Wenn du den Geist auf jemand herabschweben und auf ihm bleiben siehst, dann ist das der, der mit dem Heiligen Geist tauft.'  34  Ich habe es gesehen und bezeuge: 'Dieser Mann ist der Sohn Gottes.'"  35  Am nächsten Tag war Johannes mit zwei von seinen Jüngern wieder dort  36  Als er Jesus vorbeigehen sah, sagte er: "Seht, das Opferlamm Gottes!"  37  Die zwei Jünger hörten das und gingen Jesus nach  38  Jesus drehte sich um und sah, dass sie ihm folgten. Da fragte er: "Was sucht ihr?" – "Rabbi [38] , wo wohnst du?", entgegneten sie. – Rabbi heißt übrigens "Lehrer". –  39  "Kommt mit", erwiderte er, "dann werdet ihr es sehen." So kamen sie mit. Es war am späten Nachmittag. [39] Sie sahen, wo er sich aufhielt, und blieben den Tag über bei ihm

Die ersten Jünger

 40  Einer von den beiden, die Jesus gefolgt waren, weil sie das Zeugnis von Johannes gehört hatten, war Andreas, der Bruder von Simon Petrus  41  Der fand gleich darauf seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: "Wir haben den Messias gefunden!" – "Messias" ist das hebräische Wort für "Christus" [41] . –  42  Dann brachte er ihn zu Jesus. Jesus sah ihn an und sagte: "Du bist Simon Ben-Johannes. Man wird dich einmal Kephas nennen." – Kephas bedeutet "Fels", griechisch: "Petrus"  43  Als Jesus am nächsten Tag nach Galiläa [43] aufbrechen wollte, traf er Philippus und sagte zu ihm: "Komm, folge mir!"  44  Philippus stammte wie Andreas und Petrus aus der Stadt Betsaida [44]  45  Danach traf Philippus Natanaël und sagte zu ihm: "Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz schreibt und den auch die Propheten angekündigt haben: Es ist Jesus aus Nazaret [45] , ein Sohn von Josef."  46  "Nazaret? Kann von da etwas Gutes kommen?", fragte Natanaël. Philippus erwiderte nur: "Komm und sieh selbst!"  47  Als Jesus Natanaël kommen sah, sagte er: "Das ist ein wahrer Israelit, ein Mann ohne Falschheit."  48  "Woher kennst du mich?", fragte Natanaël. Jesus antwortete: "Ich sah dich, als du noch unter dem Feigenbaum saßt, bevor Philippus dich rief."  49  Da erklärte Natanaël: "Rabbi, du bist der Sohn Gottes! Du bist der König Israels!"  50  Jesus erwiderte: "Das glaubst du, weil ich dir gesagt habe, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah. Du wirst noch viel größere Dinge sehen."  51  Dann fügte er hinzu: "Ja, ich versichere euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und erleben, wie die Engel Gottes vom Menschensohn [51] zum Himmel aufsteigen und wieder herabkommen."





[15]: Im Altertum wurde jemand, der älter war, immer als der Größere angesehen. Von seiner menschlichen Geburt her war Jesus jünger als Johannes (Lukas 1,36-39). Man vergleiche aber Johannes 8,56-58!
[16]: Gemeint ist: anstelle der Gnade des Gesetzes. Siehe 2. Mose 33,16-19.
[23]: Jesaja 40,3.
[24]: Pharisäer. Religionspartei, die auf genaue Einhaltung der Gesetze und Überlieferungen Wert legte.
[28]: Dieses Betanien darf nicht mit dem verwechselt werden, das nur 3 km von Jerusalem entfernt am Hang des Ölbergs lag, siehe Kap. 11,18.
Der Jordan ist der wichtigste Fluss Israels, der als geologisches Phänomen das tiefstgelegene Tal der Erde durchfließt. Er entspringt im Norden im Gebiet des Berges Hermon, etwa 500 m über dem Meeresspiegel und mündet 200 km südlich ins Tote Meer, dessen Wasserspiegel sich heute mehr als 430 m unter Meeresniveau befindet. Die Taufstelle ist etwa 7 km nördlich vom Toten Meer zu suchen.

[38]: Rabbi. Respektvolle Anrede im Judentum: "Mein Lehrer".
[39]: Wörtlich: um die zehnte Stunde.
[41]: Christus Siehe Vorwort des Übersetzers.
[43]: Galiläa. Von Juden und Griechen bewohntes Gebiet im Norden Israels, etwa zwischen dem See Gennesaret und dem Mittelmeer.
[44]: Betsaida. Fischerdorf an der Mündung des Jordan in den See Gennesaret. Heute wahrscheinlich El-Aradsch.
[45]: Nazaret. Der kleine Ort mit etwa 150 Einwohnern lag in der Mitte zwischen dem Mittelmeer und dem See Gennesaret und wurde im Alten Testament nie erwähnt.
[51]: Menschensohn ist eine von Jesus bevorzugte Selbstbezeichnung. Er knüpft damit an ein Wort Daniels (7,13) an, wo der zukünftige Herrscher des Gottesreiches angekündigt wird.




  















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